· 

Die Borderline Persönlichkeitsstörung

In diesem Artikel erfährst Du, wie ich die emotional instabile Persönlichkeitsstörung in mir geheilt habe.

Borderline Persönlichkeitsstörung

Borderline ist wie eine ewige Suche nach Liebe, ohne sie jemals wirklich zu finden,

weil man ständig an den falschen Stellen sucht.

Diagnose Akzentuierung von Persönlichkeitszügen vom emotional instabilen Typ

Da ich vor Kurzem bezüglich der Borderline Persönlichkeitsstörung um Rat gefragt worden bin, möchte ich mich heute einmal ganz dem Thema emotional instabile Persönlichkeitsstörung widmen.

 

Im November 2012 bekam ich unter anderem die Diagnose „Akzentuierung von Persönlichkeitszügen vom emotional instabilen Typ“. Wenn ich heute, fünfeinhalb Jahre später, noch einmal den Test machen würde, bin ich mir sicher, dass es diese Diagnose nicht mehr geben würde. Es erstaunt mich gerade selbst, dass der Test erst gut fünf Jahre zurück liegt. Fünf Jahre klingt vielleicht im ersten Moment nach einer langen Zeit, aber wenn ich mir vorstelle, in was für einem Zustand ich mich vor fünf Jahren, und vor allem über viele Jahre davor, und zwar genau genommen etwa 15 Jahre befand, dann finde ich es unglaublich, was man in fünf Jahren alles erreichen kann. Wow, ich bin gerade ziemlich stolz auf mich. Und das kannst Du auch sein, wenn Du bereit dazu bist. Denn Du hast es selbst in der Hand, wie Du sein möchtest.

In fünf Jahren zur Heilung!

Ich versuche jetzt einmal gedanklich zu dem Tag zurück zu gehen, an dem ich die Diagnose bekommen habe. Ich war damals tatsächlich erleichtert, weil ich endlich wusste, was der Grund dafür war, dass ich so war, wie ich eben damals war. Der große Vorteil von Diagnosen ist, dass man sich schlau machen kann. Dank dem Internet, ist es so einfach, Informationen zu sammeln und Experte für seine Krankheit zu werden. Genau das habe ich anfangs auch gemacht. Der große Nachteil von Diagnosen ist, dass man sich zu hundert Prozent auf die Störung fokussiert. Mein Gehirn war irgendwann voll mit negativen Informationen und in mir haben sich zu dem Zeitpunkt Sätze eingespeichert, wie: „Oh mein Gott, ich habe eine Störung! Ich werde mein Leben lang darunter leiden. Ich bin dazu verdammt, keine richtige Beziehung führen zu können.“ Ich habe mich total verrückt gemacht und überhaupt nicht an Heilung gedacht. Als ich später in Therapie gegangen bin, hat mir meine damalige Therapeutin am ersten Tag der Sitzung gesagt, dass sie kein Freund von Diagnosen sei. Heute verstehe ich erst, was sie damit gemeint hat.

  

Du hast die Diagnose? Okay. Nimm es an, mach Dich schlau, damit Du weißt, worum es geht und dann lasse den Gedanken an Deine Krankheit wieder los und konzentriere Dich voll auf Deine Heilung. Davon hast Du wesentlich mehr, als ewig mit Deinen Gedanken um die Krankheit zu kreisen. Mit Deinen Gedanken bei der Krankheit zu bleiben, bringt Dir überhaupt nichts, außer Energieverlust. Doch diese Energie brauchst Du, wenn Du Dich gesund machen möchtest.

Gedanken an die Störung verursachen mehr Störung.

Gedanken an die Gesundheit, helfen Dir dabei gesund zu werden.

Das ist das Gesetz der Anziehung

Fehlendes Urvertrauen und die Sehnsucht nach Liebe

Wir lernen in der Schule, wo und wann welche Kriege stattgefunden haben, aber nicht, was Gefühle eigentlich sind und wie wir richtig damit umgehen können, wie wir uns selbst wahrhaftig lieben können, wie Beziehung funktioniert und wie eine friedliche Kommunikation funktioniert. Dieses fehlende Wissen ist meiner Meinung nach, für bestimmte Typen von Menschen, der Hauptauslöser für eine Borderline Störung und vielleicht auch für viele andere Störungen. Die Grundursache hinter dem Auslöser ist meiner Meinung nach, dass wir wahrscheinlich als Kind nicht die Liebe und Zuneigung erfahren haben, die wir gebraucht hätten, um zu einem stabilen Menschen voller Vertrauen heranzuwachsen. Denn das fehlende Urvertrauen, die Sehnsucht und Suche nach Liebe, der empfundene Mangel an Liebe, ist wohl das Hauptthema eines Menschen mit Borderline Störung. Deine Eltern können Dich in ihren Augen mit Liebe überschüttet haben. Das spielt keine Rolle. Entscheidend ist, was in Deiner Wahrnehmung von der Liebe bei Dir angekommen ist.

 

Außerdem werden wir darauf getrimmt, immer mehr zu leisten und jede Minute unseres Tages mit „sinnvollen“ Dingen zu füllen. Was wir dabei vergessen, ist uns selbst. Wir vergessen, uns mit uns selbst zu verbinden und einfach nur zu sein. Mit uns zu sein. Jede Minute, die nicht ausgefüllt ist, empfinden wir als langweilig. Womit wir die wichtigsten Lernquellen zusammen haben: Urvertrauen, Selbstliebe und Liebe im Allgemeinen, Gefühle, Beziehung, Kommunikation und ganz wichtig: wahre Selbstfokussierung.

 

Seit ich mich mit diesen Themen beschäftige und mein angeeignetes Wissen in die Praxis umsetze, hat sich mein Zustand immer mehr verändert. Heute spüre ich von meiner Störung nur noch sehr selten etwas. Wobei es sich dabei wahrscheinlich um ganz normale Zustände handelt, die halt einfach unangenehm sind. Nicht jedes unangenehme Gefühl ist gleich gestört.

Wie kannst Du also vorgehen?

An erster Stelle stand damals für mich, zu lernen, mich zu entspannen. Ich war über Jahre hinweg permanent angespannt und bin innerlich und äußerlich überhaupt nicht zur Ruhe gekommen. Meine „Entspannung“ bestand aus Auspower-Sport, weil ich nicht wusste, wie ich anders den Druck in mir loswerden sollte. Ich denke, dass wir, um diesen inneren Druck abzubauen, der typisch für eine Borderline-Störung ist, im Laufe der Zeit irgendwelche Strategien entwickeln. Die bringen uns zwar kurzfristig schnell Erlösung, schaden uns jedoch langfristig. Neben einer Borderline-Störung stehen deshalb immer auch andere Störungen, wie zum Beispiel übermäßiger Alkohol-, Nikotin- oder Drogenkonsum, eine Essstörung oder eine Angststörung. Das selbstverletzende Verhalten, im Geschwindigkeitsrausch durch die Straßen zu heizen, oder auch exzessives Partyleben oder schneller Sex dient hintergründig, bei Menschen mit einer emotional instabilen Störung, meistens nur dem Druckabbau oder als Tool gegen Einsamkeit. Und genau hier würde ich als erstes ansetzen. Lass die Dinge, von denen Du zuerst glaubst, sie helfen Dir, durch die es Dir aber auch nicht besser geht, sondern meistens sogar schlechter, komplett bleiben.

Suche Dir stattdessen,

1.) eine kreative Tätigkeit, über die sich Deine Seele Ausdruck verschaffen kann und die Deine Energien in die richtigen Bahnen leitet. Dies kann etwas Künstlerisches sein, wie z.B. Malen, Musizieren oder Handwerken. Oder auch eine Sportart, die Körper und Geist trainiert, wie zum Beispiel Tanzen oder eine Kampfsportart (z.B. Taekwondo oder Kung Fu). Ich selbst schreibe zum Beispiel diesen Blog. Es sollte irgendetwas sein, dass Dich erfüllt und dass Du immer auch spontan für Dich selbst machen kannst, ohne an einen Termin gebunden zu sein.

 

2.) Suche Dir eine Entspannungsmethode, die Dir zusagt und praktiziere sie täglich. Fange zum Beispiel mit zehn Minuten täglich an. Mir haben langfristig YogaAtemübungen und Meditation sehr geholfen. Ich weiß, dass klingt für den einen oder anderen erst einmal unglaublich langweilig. Ich erinnere mich noch, dass ich früher, wenn ich etwas von Yoga oder Meditation gehört habe, immer sofort gedacht habe: Das ist doch voll langweilig! Bei mir musste es immer etwas mit Auspowern zu tun haben. Doch heute bin ich unendlich froh, dass ich trotzdem diesen Weg gegangen bin. Die Kombination Yoga, Atemübungen und Meditation haben mir dabei geholfen, in mir Stabilität und Gelassenheit aufzubauen. Und Yoga ist übrigens alles andere als langweilig.

 

Diese beiden Werkzeuge solltest Du immer anstelle der Ersatzbefriedigung, die Dir schadet, einsetzen. Übernimm die Verantwortung für Dich und Dein Leben. Entscheide selbst, was Dir wichtiger ist - kurzfristige Befriedigung oder langfristiger wahrer Frieden in Dir.

 

Damals, als ich die Diagnose erhalten habe, habe ich zusätzlich auch die Diagnose einer Dysthymie bekommen. Das heißt, ich befand mich schon seit mehreren Jahren immer wieder in Depressiven Episoden. Deshalb war für mich der erste Schritt zur Heilung, ein Klinikaufenthalt. Denn hier war für mich die Möglichkeit gegeben, mich zu erholen. Dieser Schritt war so enorm wichtig für mich, weil ich durch den permanenten Druck in mir, durch den vielen Sport und die Magersucht, komplett erschöpft war. Ich wäre gar nicht fähig gewesen, neben dem Alltag mit einer ambulanten Therapie zu beginnen. Wenn es Dir auch so geht und es Dir irgendwie möglich ist, eine Auszeit zu nehmen, dann wäre das auf jeden Fall wichtig für Deinen weiteren Weg in ein gesundes Leben. Außerdem würde ich Dir raten, Dir professionelle Hilfe zu suchen.

  

Hinzu kam, dass ich mich damals glücklicherweise in keiner Beziehung befand. Während einer Beziehung wäre es mir damals nicht möglich gewesen, mich auf mich selbst zu konzentrieren, weil ich gedanklich zu sehr auf meinen Partner fixiert war. Wenn Du auch alleine bist, oder vielleicht sogar gerade eine Trennung durchmachst, kann ich Dir nur raten, dies als Chance zu sehen. Damals empfand ich meine Einsamkeit zwar als ganz fürchterlich, doch heute erkenne ich, dass es das Beste war, was mir passieren konnte. Mit einem Partner an meiner Seite wäre es mir niemals möglich gewesen, so intensiv an mir zu arbeiten.

Selbstverantwortung

Der nächste Schritt war für mich, zu erkennen, dass ich, wenn ich gesund werden will, endlich für mich und mein Leben die Verantwortung übernehmen muss. Bevor ich in die Klinik gegangen bin, habe ich mich leider viel zu lange auf das Leid konzentriert. Jeder war Schuld an meinem Zustand. Meine verständnislosen Beziehungspartner, meine Eltern, die sich in meinen Augen nicht um mich kümmerten, und dann die Krankheit. Schuld war überhaupt ein riesengroßes Thema für mich. Ständig fühlte ich mich wegen irgendetwas schuldig. Ich war labil, extrem verletzt und niemand verstand mich. Meine Einstellung war, dass das Leben Leid bedeutet, dass die Menschen egoistisch sind, dass es für mich keine Liebe gibt und dass ich nicht beziehungsfähig bin. Kein Wunder, dass mir das Leben genau diese innere Einstellung immer und immer wieder bestätigt hat. Solange Du Dich an Deinem Leid festhältst und in der Opferrolle festhängst, wird es für Dich keine Heilung geben. Lass die Vergangenheit, Vergangenheit sein und entscheide Dich heute dafür, ganz alleine die Verantwortung für Dein Leben und Deinen Zustand zu übernehmen.

  

Du wurdest nicht mit der Störung geboren. Die Störung hat sich im Laufe deines Lebens aus verschiedenen Gründen gebildet. Was genau die Gründe dafür sind, ist meiner Meinung nach, gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass Du es selbst in der Hand hast, die Störung wieder zurückzubilden. Borderline ist kein Fluch. Borderline ist eine Aufgabe, an der Du wachsen kannst. Es hat einen Grund, warum genau Du diese Störung hast. Das Leben möchte Dir damit etwas sagen.

Lerne, was eine Beziehung wirklich ausmacht und lerne, Dich selbst zu lieben

Früher musste es mit meinem Partner immer die absolute Seelenverschmelzung sein. Es gab nur: „Er liebt mich unendlich oder er hasst mich.“ Dazwischen gab es nichts. Ein kleiner Streit und ich zweifelte an der ganzen Beziehung. Doch so funktioniert Beziehung nicht. Über meine besten Beziehungstipps habe ich schon einmal einen Artikel geschrieben. Doch speziell für Menschen mit einer Borderline Störung sind diese Tipps zu wenig. Du hast Beziehungsprobleme? Was tust Du dagegen, außer Dich schlecht zu fühlen? Du solltest Beziehung zu einer lebenslangen Lernaufgabe machen und ein Beziehungsexperte werden. Fang damit an, zu lernen, wie Beziehung funktioniert. Als erster Schritt hat mir hier das Buch „Liebe Dich selbst und es ist egal, wen Du heiratest.“ unglaublich geholfen. (Unten findest Du den Link dazu.) In dem Buch geht es unter anderem auch viel über Selbstliebe. So lange Du Dich nicht selbst liebst, wird es schwierig werden, eine erfüllte Partnerschaft zu erleben.

Die Liebe kommt nicht über einen andern Menschen zu Dir.

Die Liebe ist in Dir, hinter der Angst und hinter der Verletzung.

Statt darauf zu hoffen, dass Dich ein anderer Mensch liebt,

solltest Du in Dir selbst die Liebe erwecken und in die Welt bringen. 

Je mehr Du damit anfängst, Dich selbst liebevoll zu behandeln, an Dir zu arbeiten, bewusst und achtsam zu sein, desto häufiger wird sich die Liebe in Dir zeigen. Du wirst sie in Dir spüren und Dich plötzlich auch von anderen Menschen geliebt fühlen.

Lerne, wie gewaltfreie Kommunikation funktioniert

Früher war meine falsche Ausdrucksweise oft mit Schuld daran, dass eigentlich kleine Streitigkeiten eskaliert sind. Das Hörbuch "Gewaltfreie Kommunikation" von Marshall B. Rosenberg hat mir hier extrem weiter geholfen. (Unten findest du den Link dazu.)

Lerne, Deine Gefühle kennen, akzeptieren und richtig damit umzugehen

Gefühle sind meiner Meinung nach das größte Lern- und Wachstumsthema überhaupt. Früher habe ich meine Gefühle gehasst. Heute empfinde ich sie als Geschenk. Meine Gefühle zu verstehen und anzunehmen war mit der wichtigste Schritt für ein Leben in Frieden mit mir. Hierbei hat mir die Körpertherapie in der Klinik wahnsinnig geholfen. Später habe ich über meine persönliche und spirituelle Weiterentwicklung erfahren, was Gefühle eigentlich genau sind und wie sie funktionieren. 

 

Ganz wichtig für die Heilung war auch das Thema Achtsamkeit und an erster Stelle natürlich Bewusstsein. Denn wenn man sich nicht darüber bewusst ist, dass man sich selbst heilen kann, dann wird man auch nichts dafür tun. Dir bewusst darüber zu sein, was alles für Dich möglich ist, ist die Grundvoraussetzung für alles was darauf folgt. 

 

Hab Geduld mit Dir und bleib dran. Du wirst die Veränderung in Dir nicht gleich merken, wenn Du heute damit beginnst, an Dir und Deinem Zustand zu arbeiten. Rückschläge werden kommen. Und die Rückschläge werden Dich denken lassen, dass das alles doch sowieso nichts bringt. Gerade weil Borderliner nur schwarz und weiß sehen können, brechen sie Therapien oft ab, weil sie denken, dass das alles keinen Sinn hat. Hier zählt ganz klar Deine Willensstärke. Bleib dran, auch wenn Du momentan noch nicht wirklich einen Erfolg hast und auch wenn Rückschläge kommen. Wenn Du trotzdem immer weiter übst, und in einem halben oder in einem Jahr zurückblickst, dann wirst Du Deinen Fortschritt erkennen.

 

Puuh, das war jetzt ziemlich viel Text, auch ein bisschen durcheinander und ich könnte irgendwie noch weiter schreiben. Das Thema ist so umfangreich, dass es schwierig ist, in einem Artikel auf alles einzugehen.

 

Schreibe mir gerne in die Kommentare, wenn Du etwas vermisst oder wenn es bei Dir andere Probleme gibt, die ich nicht angesprochen habe.

 

Nun wünsche ich Dir noch einen wunderschönen Tag, Abend oder eine gute Nacht, je nachdem in welcher Zeit Du auch immer Dich gerade befindest. 

Die Liebe in mir, grüßt die Liebe in Dir!

Deine Andrea

Buchtipps

Filmtipp

Das könnte Dich auch interessieren

Kommentar schreiben

Kommentare: 19
  • #1

    Babsi (Samstag, 20 Juni 2020 09:10)

    Hallo!
    Den Artikel finde ich wunderbar und ich hab mir auch schon viele Sachen rausgeschrieben, die für mich stimmig sind und mir helfen könnten. Nun hab ich aber eine Frage, für mich sind die schlimmsten Zustände die ewigen Zwangsgedanken. Ich sitze da, spiele mit meiner Tochter und plötzlich kommen Gedanken hoch die alles zertrümmern. Gedanken von meinen Freund und seiner Ex Freundin und wie das damals bei ihnen war. Ich stell mir das alles so bildlich vor und es ist wie als säße man im Kino, festgekettet und man muss einen furchtbaren Film sehen und kann nichts dagegen tun. Das ist für mich das aller schlimmste, denn genau diese Gedanken lassen mich wieder tief fallen. Gibt es da irgendwelche Tipps oder wie ich damit umgehen lernen kann? Ich will das unbedingt abschaffen.
    Liebste Grüße und danke für den Text!
    Babsi

  • #2

    Andrea Hein (Samstag, 20 Juni 2020 11:17)

    Liebe Babsi,

    vielen Dank für Deine Frage. Hier kann ich mich gut in Dich einfühlen, denn ich kenne den Zustand sehr gut, sich den eigenen Gedanken machtlos ausgeliefert zu fühlen. Hier ist es, glaube ich ganz wichtig, zu erkennen, dass Du, auch, wenn es sich momentan für Dich so anfühlt, Deinen Gedanken nicht machtlos ausgeliefert bist. Das Problem an diesen Zwangsgedanken ist, dass man sich innerlich gegen sie wehrt und sie tatsächlich genau mit dieser Abwehr festhält. Denn das, wogegen ich mich wehre, wird stärker. Eine Möglichkeit den Zwang hier zu lockern, ist das, woran Du zwanghaft denken musst, aufzuschreiben. Also Dich wirklich intensiv damit zu beschäftigen. Deine Zwangsgedanken sozusagen zuzulassen, alles niederzuschreiben und somit den Druck aus der Sache zu nehmen.

    Eine weitere Methode, die ich gerne verwendet habe, ist, immer wenn Du merkst, dass Dich Deine Gedanken zu sehr einnehmen, mit dem Satz: „Stopp! Ich bin hier!“ zu arbeiten. Das heißt, Du sagst dann tatsächlich laut diesen Satz und stellst Dir zum Beispiel vor, dass Du zeitgleich auf einen roten Button haust. Wie in den Spielshows. Da gibt es doch diese roten Drücker. Stelle Dich hierfür am Besten aufrecht hin, sag Deinen Satz, stelle Dir vor, wie Du den Button drückst und atme dann ein paar mal tief ein und aus und konzentriere Dich wieder ganz auf die Sache, die Du gerade tust. Es kann sein, dass Du anfangs sehr oft diesen Satz sagen musst, aber das ist ja nicht schlimm. Nutze ihn einfach wie ein Mantra. Wenn Du irgendwo bist, wo Du nicht laut sprechen kannst, dann arbeite in Deinen Gedanken mit diesem Satz.

    Wenn Du langfristig mehr Ruhe in Deine Gedanken und Deine Gefühlswelt bringen möchtest, dann empfehle ich Dir tatsächlich zu lernen, Dich zu entspannen. Denn nur, wenn Du Ruhe trainierst, dann kommen auch Deine Gedanken und Gefühle zur Ruhe. Es braucht ein bisschen Zeit und Übung seine Zwangsgedanken loszulassen, aber wenn Du hier täglich übst, wirst Du merken, wie sich hier Dein Zustand verbessert.

    Alles Liebe für Dich,
    Andrea

  • #3

    Bianca (Sonntag, 26 Juli 2020 10:49)

    Liebe Andrea,

    Vielen Dank für diesen wundervollen, inspirierenden und mutmachenden Text!
    Ich habe vor ein paar Tagen auch diese Diagnose erhalten, und bin so erleichtert, endlich zu wissen, was es ist, das mein Leben seit Jahren so schwer macht. Nun bin ich endlich bereit, den Weg der Heilung zu beschreiten.

    Von Herzen alles Liebe,
    Bianca

  • #4

    Andrea Hein (Montag, 27 Juli 2020 17:41)

    Liebe Bianca,
    vielen Dank für Dein Feedback! Darüber freue ich mich sehr. Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute auf Deinem Weg der Heilung.
    Herzliche Grüße, Andrea

  • #5

    Sylvia (Mittwoch, 14 Oktober 2020 16:57)

    Ich bin verheiratet, 2 Kinder. Ich hatte in den letzten 10 Jahren so meine Probleme, aber nicht so, dass es Jemandem aufgefallen wäre oder ich es nicht ausgehalten hätte.
    10 Jahre zuvor war ich ständig am Kämpfen, Therapien und Klinik inkl.
    Jetzt bin ich vergangenes Jahr komplett zusammengebrochen. Inzwischen 4 Klinikaufenthalte. Beim letzten erhielt ich die Diagnose Borderline. Und wie Du anfangs beschreibst, im Internet das blanke Grauen, Hoffnungslosigkeit, Angst , Du hast keine Krankheit wie Depression , Du bist Borderliner. (Depressioner gibt es nicht) Ich weiß nicht warum es so schlimm geworden ist, außer der vorausgehenden schweren Überforderung.
    Bei Dir klingt alles so einfach. Aber ich bin wirklich froh, über diesen positiven Artikel.

  • #6

    Andrea Hein (Mittwoch, 14 Oktober 2020 18:11)

    Liebe Sylvia,
    vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe, viel Kraft, Zuversicht und Antrieb. Es mag einfach klingen, doch das war es nicht. Meine Selbstheilung war und ist die größte Herausforderung meines Lebens und ich bin unendlich dankbar, dass ich diesen Weg, trotz der vielen Rückschritte und Momente der puren Verzweiflung immer weiter gegangen bin. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Gute. Andrea

  • #7

    Emmi (Samstag, 21 November 2020 16:16)

    Liebe Andrea,
    Dein Text macht wirklich Mut und gibt Hoffnung!
    Meine Tochter hat vor ca einem Jahr die Diagnose bekommen. Die schlimmsten Gedanken kamen dann in mir auf: Was hast du denn so falsch gemacht, dass dein Kind jetzt dermaßen leiden muss?
    Und : wie kannst du ihr helfen?
    Welche Hilfe oder welches Verhalten hättest du denn von deiner Mutter erwartet?
    Mit besten Grüßen
    Emmi

  • #8

    Andrea Hein (Sonntag, 22 November 2020 10:34)

    Liebe Emmi,
    vielen Dank für Deine Nachricht. Diese Frage ist tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten. Heute würde ich sagen, dass meine Mutter alles richtig gemacht, denn heute weiß ich, dass sie mir immer die Liebe gegeben hat, die sie mir geben konnte. Wenn ich mich heute in meine Lage von damals zurückversetze, hätte ich mir wohl gewünscht, dass sie mich mehr sieht und mir mehr die Hand reicht. Doch im Nachhinein ist mir bewusst, dass sie genau das auf ihre Art und Weise gemacht hat, ich es aber damals nicht erkannt habe.
    Heute glaube ich, dass Du ihr am meisten hilfst, wenn Du weg von den sorgenden Gedanken und dem Kummer über Deine Tochter kommst, also Deinen Fokus nicht mehr auf das Leid richtest, und stattdessen an Deiner eigenen Heilung arbeitest und die Liebe in Dir selbst entwickelst. Denn dadurch kannst Du in Liebe für sie da sein und diese Liebe wird ihr viel mehr helfen, als eine Unterstützung aus einem Leid heraus.
    Herzliche Grüße und alles Liebe für Euch
    Andrea

  • #9

    Sascha (Sonntag, 10 Januar 2021 13:29)

    Bin sehr froh solche Zeilen zu lesen. Ich Versuch es mal mit einen deiner Buchvorschläge.
    Gute Zeit und gute Gedanken
    BG

  • #10

    Michaela (Samstag, 01 Mai 2021 07:57)

    Liebe Andrea .....ich sage herzlichen Dank.für deinen Beitrag du schreibst mir förmlich aus der Seele ....es hilft so sehr Menschen zu finden die ein ....verstehen und die gleiche Sprache sprechen ...
    Bei mir wurde Ende 2019 Borderline diagnostiziert....befand mich in der Akutklinik in Bad Bramstedt .....die Monate dort war die beste Zeit meines Lebens ....denn es gab endlich Antworten seitdem arbeite ich täglich an mir ...bin oft zu Ungeduldig und will mehr Erfolg ....besonders wenn wieder ein .....kleiner Anfall ....kommt ...ich habe dann das Gefühl der Kraftlosigkeit ..weil ich wieder von Vorne anfangen muss .dass nervt ....aber ich glaube an mich ...dank deiner Zeilen mit noch mehr Hoffnung
    Alles Liebe für dich und Dankeeee
    Gruß Michaela

  • #11

    Andrea Hein (Freitag, 07 Mai 2021 08:17)

    Liebe Michaela,
    ich freue mich sehr, dass Du den Weg hierher gefunden hast und hoffe, dass Du auch zukünftig noch ganz viel aus meiner Arbeit für Dich mitnehmen kannst. Oh ja, ich kann mich sehr gut in Dich einfühlen. Genau das ist auch die große Herausforderung, der wir uns stellen dürfen. Weg von Schwarz-Weiß > hinzu: Heilung ist ein Weg. Der schönste Weg überhaupt - denn er führt Dich zur Liebe in Dir. Schritt für Schritt. Auch wenn Rückschläge kommen, geht es doch immer vorwärts, wenn Du Dich einmal dafür entschieden hast. Du musst nicht wieder von Vorne anfangen. Du bleibst einfach kurz steht, gehst vielleicht ein paar Schritte zurück und dann gehst Du wieder weiter. Es ist ganz wichtig, sich das bewusst zu machen. Und wenn Du einmal eine Zeit lang diesen Weg gegangen bist und dann zurückblickst, wirst Du die Veränderung erkennen.
    Herzliche Grüße und alles Liebe für Dich,
    Andrea

  • #12

    Lukas (Freitag, 28 Januar 2022 11:13)

    Liebe Andrea,
    Danke für deine Wertvollen Zeilen und Impulse! Ich hatte Tränen in den Augen als ich sie las!
    Ich habe seit 2014 die Diagnose Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung mit Dependenten Autoagressiven Selbstunsicheren Verhalten und 2012 die Diagnose Schizophrenie. Was Selbsttherapie angeht bin ich erstmal hochmotiviert, doch beim kleinsten Problem kommt sofort der Gedanke: Ich kann nicht mehr!
    Oft versuch ich das mit Extremer Selbstdisziplin zu unterbinden, aber es gelingt nicht so gut! Was mich trägt sind Kampfkunst und Spiritualität! Sie halten mich über Wasser! Würdest du an meiner Stelle eher eine Ambulante oder eher eine Stationäre Therapie machen?
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Lukas

  • #13

    Andrea Hein (Samstag, 05 Februar 2022 12:32)

    Hallo Lukas,

    vielen Dank für Deine Nachricht! Ich freue mich sehr, dass Du aus dem Artikel etwas für Dich mitnehmen konntest. Diesen Artikel habe ich 2018 geschrieben und heute kann ich sagen, dass ich all meine seelischen Störungen und Krankheiten heilen konnte.

    Es fällt mir ein bisschen schwer diese Frage für Dich zu beantworten, weil ich ja gar nicht weiß, wie Du Dich momentan fühlst oder wie Dein Zustand momentan ist. Du hast mir zwar geschrieben welche Diagnosen vor einigen Jahren gestellt wurden, aber nicht, in was für einen Zustand Du Dich heute tatsächlich befindest: emotional, gedanklich und was Dein Verhalten betrifft.

    Stelle Dir einmal selbst die Frage, was Du Dir von den Therapien erwartest, was Du damit erreichen möchtest und was Du momentan brauchst. Wenn Du Dich momentan in einer Lebenssituation befindest, in der Du Deinen Alltag nicht mehr bewältigen kannst, so erschöpft bist, dass Du es alleine einfach nicht mehr schaffst, oder Dich in einem Umfeld befindest, dass Dir absolut nicht gut tut, dann spricht es eher dafür eine Stationäre Therapie zu machen, weil Du da komplett weg von Deinem Alltag kommst und Dich auch wirklich einmal von Deinem Umfeld ausruhen kannst.

    Wenn Dein Zustand nicht am Umfeld liegt, Du Dich also in Deinem Umfeld im Prinzip wohl fühlst, es Dir gut tut, Deine Kampfkunst weiterhin auszuüben und Du hier auch Ruhe finden kannst, dann würde ich an Deiner Stelle die Ambulante Therapie wählen.

    Ich hoffe diese Antwort hilft Dir ein bisschen eine Entscheidung für Dich zu treffen.

    Liebe Grüße und alles Gute für Dich,
    Andrea

  • #14

    Lukas (Sonntag, 15 Mai 2022 17:34)

    Hi liebe Andrea,
    Hier ist nochmal Lukas vom 28. Januar 2022,
    Damals hatte ich noch nicht den Mut, über meine Gefühle zu reden, was eines meiner größten Probleme ist, aber nachdem ich gerade beim Schattenboxen viel Wut rausgelassen habe, und mich danach durch Langsame Innere Kampfkunst beruhigt habe, Versuche ich es mal:

    Ich fühle mich momentan, als wäre die ganze Welt gegen mich, ja bloß keine Schwäche zeigen, ich muss weiter kämpfen, alles wird gut, Komm Lukas, Alles wird gut, eines Tages kommt eine Frau die dich bedingungslos liebt,
    Ich weiß dass ich stark bin... aber wertvoll? Woher will ich denn überhaupt wissen, dass ich wertvoll bin?! Aber vielleicht ist es ja so, schau Mal Lukas, dein Hund liebt dich, du hast Lichtvolle Spirituelle Zugänge,
    Ja, Danke,
    Aber die Menschen sind so kompliziert, es ist so schwer ihnen zu vertrauen, immer wenn ich denke, dass ich einen perfekten Gegenüber gefunden habe, kommt irgendeine komische Reaktion!
    Ach komm Lukki, auch das wird schon noch klappen...

    Das ist ein gerade eben aufgeschriebener Innerer Dialog von mir, wie ich ihn momentan häufig führe,
    Ich besitze eine gewisse Art Hoffnung und Selbstachtung, aber irgendwie auch nicht, ich kann mich öffnen, aber nie ganz, weil es oft zu Enttäuschungen führt,

    Was würdest Du an meiner Stelle tun? Bzw, würdest Du eher eine Selbsthilfe- Gruppe, oder eine Ambulante Psychotherapie empfehlen?
    Ich bin mir auf jeden Fall klar geworden, dass ich eine Ambulante Begleitung bevorzuge.

    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und freue mich auf eine Antwort!
    LG Lukas

  • #15

    Andrea Hein (Sonntag, 15 Mai 2022 19:46)

    Hallo Lukas,
    vielen Dank für Deine Offenheit. Zu Deinem Text würde mir einiges einfallen. Aber das hier alles zu schreiben, würde den Rahmen sprengen... Du hast doch selbst geschrieben, dass Du eine ambulante Betreuung bevorzugst. Deine eigene Wahl ist die beste Wahl. Eine Selbtshilfe-Gruppe würde ich persönlich nicht als Hauptunterstützung wählen. Das ist eher etwas, was Du zusätzlich tun kannst.
    Ich führe gerade Interviews durch mit Menschen, die an den Symptomen einer Borderline-Störung leiden und sich selbst heilen möchten, weil ich hierzu ein Selbtsheilungs-Training plane. Wenn Du Dich bereit für ein Interview fühlst, schreibe mir gerne eine Email an: coaching@andrea-hein.de
    Liebe Grüße und einen schönen Abend wünsche ich Dir,
    Andrea

  • #16

    Jenny (Montag, 03 April 2023 22:10)

    Hallo Andrea, deine Zeilen sind so aufbauend und machen neugierig! Ich habe große Probleme gerade in der Kommunikation! Ich wünschte mir mit dir in Kontakt zutreten wäre das möglich ? Lg

  • #17

    Andrea Hein (Dienstag, 04 April 2023 12:09)

    Hallo liebe Jenny, vielen Dank für Dein schönes Feedback. Natürlich kannst Du mit mir in Kontakt treten. Im Menü auf meiner Webseite gibt es unter dem Punkt 'Start' z.B. einen Unterpunkt 'Kontakt'. Hier findest Du verschiedene Möglichkeiten, um Dich mit mir in Verbindung zu setzen. Liebe Grüße, Andrea

  • #18

    Martina (Montag, 01 Januar 2024 23:07)

    Hallo liebe Andrea,

    ich bin vor allem durch den Youtube Beitrag "Hast du Angst, die Kontrolle über deine Gefühle zu verlieren" aufmerksam geworden. Ich vermute auch die Borderline Störung bei mir, bin mittlerweile 44. Seit ich das versuche zu beherzigen, die Gefühle einfach fließen lasse, verblassen sie etwas schneller und der innere Druck explodiert nicht mehr so arg. Danke dir sehr dafür. Ich habe auch schon viele Therapien und Ansätze durch...., suche aktuell neue Begleitung, mir das anzuschauen.

    Wie sieht dein Ansatz bei einer sozialen Angst aus, unter der ich seit Jahren zudem sehr leide, ganz besonders stark im familiären Kontext?

    Liebe Grüße und alles Gute im Neuen Jahr

    Martina

  • #19

    Andrea Hein (Dienstag, 02 Januar 2024 08:53)

    Hallo liebe Martina,
    vielen Dank für Deine Nachricht! Einen richtigen Ansatz speziell zu sozialen Ängsten habe ich gar nicht, aber zu Ängsten im Allgemeinen. Der gilt im Prinzip für alle Ängste. Ängste an sich ist ein großes Thema und von welchen Ängsten wir geplagt werden und warum, ist sehr individuell. Wenn Dich mein allgemeiner Ansatz zu diesem Thema interessiert, dann höre Dir sehr gerne die Podcasfolge Nr. 79 'Angst- und Panikzustände - Wie Du Dich davon befreien kannst.' an. Hier spreche ich sehr umfangreich über dieses Thema. Wenn Du dann noch Fragen hast oder Unterstützung brauchst, schreibe mich gerne direkt über meine Email an: coaching@andrea-hein. Ich bin sehr gerne da für Dich!
    Hier ist der Link zur Podcasfolge über Angst:
    https://www.andrea-hein.de/2022/03/05/angst-und-panikzust%C3%A4nde-wie-du-dich-davon-befreien-kannst/
    Herzliche Grüße und ein glückliches und erfülltes neues Jahr wünsche ich Dir,
    Andrea